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Veitsrodt

Nationalparkverbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen, Kreis Birkenfeld
ca. 700 Einwohner, 794 ha, davon 501 ha Wald, PLZ 55758
Gastgeber in Veitsrodt



Veitsrodt liegt nördlich von Idar-Oberstein und südwestlich von Herrstein in einer Höhe von 460 m über NN.

Veitsrodt ist höchstwahrscheinlich in der fränkischen Zeit, im 9. oder 10 Jahrhundert, entstanden. Der Name Veitsrodt taucht urkundlich zum ersten Mal Anfang des 13. Jahrhundert in einem Lehnsverzeichnis der Abtei Maximin in Trier auf. Erst hiess es einfach »Rodt« und wird damit als eine durch Rodung geschaffene Neusiedlung bezeichnet. Veit bedeutet soviel wie Vogt und man könnte annehmen, dass der Name des Ortes von den wildgräflichen Vögten herstamme, zu deren Verwaltungsgebiet Veitsrodt jahrhundertelang gehörte. Da aber die Veitsrodter Kirche dem heiligen Vitus geweiht war, ist Veitsrodt sicher das Rodt des Vitus. Die Abtei Maximini bei Trier besass zu Anfang des 13. Jahrhunderts das Patronatsrecht und den Zehnten in Veitsrodt. Es ist also bestimmt anzunehmen, dass die damals genannte »Villae Rode« schon sehr lange bestand. Im Jahre 1319 kam »Raide« unter die Herrschaft der Wildgrafen von Kyrburg. In einem Teilungsvertrag von 1375 wird es »Rode« genannt. In Lehnsbriefen von 1434 wird es als »Vogtei des Hofes Raide« bezeichnet. Vom Ende des 15. Jahrhunderts ab hiess es dann Veitsrodt. Es gehörte nun ununterbrochen zum Amte Wildenburg bis auf die französische Zeit. Veitsrodt hatte jahrhundertelang einen Schultheissen und einen Pfarrer. 1798 kam Veitsrodt zur »Mairie Herrstein« im Kanton Herrstein. Bei ihr blieb es auch, als es 1814 wieder deutsch, 1815 preussisch und 1817 oldenburgisch wurde. Von 1910 bis 1933 gehörte es zur Bürgermeisterei Idar-Land, seit 1933 wieder zur Amtsbürgermeisterei Herrstein.

Gerichtlich gehörte Veitsrodt zu dem Wildenburger Hochgericht, das aus dem alten Hochgerichte »Urteilsstock« hervorging. Veitsrodt bildete innerhalb des Hochgerichts ein eigenes Gericht, in dem die Rheingrafen die Grund- und obersten Gerichtsherren waren. Nach dem Weistum von 1514 von »Vitrirode« wurden jährlich 3 ungebotene Jahrdinge abgehalten: 1. auf Dienstag nach »Schurer Kirbe« (3 Wochen nach Weihnachten), 2. auf Dienstag nach Walpurgisnacht und 3. auf Dienstag nach Bartholomäusnacht. In den früheren Jahren war beinahe in jedem Haus ein landwirtschaftlicher Betrieb mit einzelnen Erwerbsbetrieben (Schleifereien).

Waren es 1968 noch 6 grössere landwirtschaftliche Betriebe und eine Anzahl kleinerer Landwirtschaftsbetriebe, die die Flächen rund um Veitsrodt bewirtschafteten, so sind heute nur noch 2 Vollerwerbs-Landwirtschaftsbetriebe übrig geblieben. Von den rund 25 Gewerbebetrieben aus der Edelsteinbranche und 15 Handwerksbetrieben und kaufmännischen Geschäften ist eine Vielzahl noch vorhanden oder neue Betriebe haben sich in Veitsrodt oder im Gewerbegebiet angesiedelt.

Das Kirchengebäude verfiel im Laufe der Jahrhunderte und wurde in der Zeit von 1751 bis 1755 völlig umgebaut. Im Spätbarockstil wurde die Inneneinrichtung, das Gestühl und die herrlichen Verziehrungen um die Orgel vom Bildhauer und Ebenist Engisch aus Kirn in dreijähriger Arbeit hergestellt. Die Orgel stammt aus der einst berühmten Orgelwerkstätte Stumm aus Rhaunen-Sulzbach. Bei einer Renovierung wurden 1934 die Kirchenfenster in buntem, bemaltem Glas neu eingesetzt. In den Jahren 1966 bis 1967 wurde der etwas schief geratene 38 m hohe Kirchturm verstärkt und mit einem neuen Glockenstuhl versehen. Dadurch war es möglich zu der jahrhunderte alten Glocke eine neue Glocke anzubringen. Das Gelände um die Kirche diente in alter Zeit als Friedhof für die Einwohner von Veitsrodt. Die Geistlichen wurden bis Ende des 19. Jahrhunderts in der Kirche beigesetzt. Später hat man dann einen neuen Friedhof angelegt, der auch heute noch als Ruhestätte benutzt wird. Die ersten Schulen dieser Gegend sind in der Reformationszeit entstanden. Wann die erste Schule in Veitsrodt gegründet wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Die erste Schulnachricht aus Veitsrodt stammt aus dem Jahre 1708. Es ist aber mit Sicherheit anzunehmen, dass damals die Schule schon länger bestand. Ein eigenes Schulhaus hatte die Gemeinde damals noch nicht, unterrichtet wurde in dem Ruppertchem Hause. Die Lehrer erhielten ihre Beköstigung der Reihe nach bei der Eltern der Schüler (Reihentisch). Unter Lehrer Hehner wurde 1817 ein eigenes Schulhaus erworben. Als man dann 1821 die Pfarrstelle Veitsrodt aufhob, machte man das freie Pfarrhaus zum Schulhaus. Das alte Schulhaus war zweistöckig und bestand aus Wohnhaus, Scheune und Viehstall. Der Schulsaal lag im ersten Stock und war sehr niedrig. 1889 waren an diesem Schulhaus grosse Ausbesserungen nötig geworden.

Magister Friedrich Christian Laukhard

Eine der schillerndsten Figuren der Veitsrodter Geschichte ist unbestritten der Magister Friedrich Christian Laukhard. Er wurde 1756 als Sohn des Pfarrers in Wendelsheim bei Alzey geboren. Nach einem sehr unsteten Leben, zuerst Verbummelte er seine Zeit und seines Vater Geld an der Universität, bevor er 1783 seine Magisterwürde erwirbt, dann meldet er sich zum Militär, dessen Soldaten in der damaligen Zeit bei den Bürgern verachtet waren, meldete er sich 1804 »als Lehrer der Geschichten und alten Sprachen angestellter Magister der Philosophie« auf die ausgeschriebene Pfarrstelle in Veitsrodt.

Die Gemeinde hatte Laukhard auf Lebenszeit angestellt, aber die Herrlichkeit dauerte nicht lange. Im Jahre 1807 wurde er von den Präfekten von Trier seines Dienstes als Geistlicher entledigt. Er fuhr trotzdem bis 1811 fort, kirchliche Handlungen in Veitsrodt und Kempfeld weiter auszuüben. 1811 wurde ihm dann jede Tätigkeit in der Pfarrei verboten. Leider wurden in der Zeit von 1799 bis 1812 die Kirchenbücher nicht geführt, so wissen wir über Laukhards Aufenthalt in Veitsrodt sehr wenig. Er soll ein toller Geselle gewesen sein und mit seinen Kumpanen so manche Nacht durchgezecht haben, bevor er ohne Schlaf, aber dafür mit um so mehr Alkohol auf die Kanzel stieg, diese missbrauchte und durch allerlei Scherze entwürdigte.

Nach seiner Zeit in Veitsrodt beginnt Laukhard ein Vagabundenleben, das ihm als Bettler und Stromer im Nahetal und Rheinhessen bekannt macht. Nachdem er in Kreuznach eine Anstellung als Sprachlehrer fand, starb er dort im Alter von 64 Jahren, vergessen in einem kleinen Häuschen. Laukhard hat sich selbst einen »kreuzliederlichen Kerl« genannt. Er war Schmied seines Unglücks. An ihm vollzog sich des Wortes Wahrheit: »Wer mit dem Leben spielt, kommt nie zurecht. Wer sich nicht selbst befiehlt, bleibt immer Knecht.«

Von 1795 -1798 lebte die Familie des Räubers Schinderhannes in Veitsrodt. Der Vater Johann Bückler war als Feldschütz und Tagelöhner beschäftigt. Zumindest während der ersten Zeit lebte der Schinderhannes noch bei den Eltern. Manchmal machte der Schinderhannes Botengänge für den Gastwirt Koch aus Veitsrodt. Am 16. September 1798 wurde Joseph Bückler, der jüngere Bruder des Schinderhannes, in Veitsrodt konfirmiert.

ergänzender Text

www.veitsrodt.de


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